von Judith Drewke
Flashback: Lederschuhe = gute Schuhe.
In meiner Kindheit gab’s in unserer Familie eine Tradition: Wenn meine Schwester und ich neue Schuhe brauchten, fuhren wir mit Mama und Oma in einen urigen Schuhladen und haben hier die perfekten Treter gesucht. Bezahlt hat immer meine Oma – das war so abgemacht; und bestanden wurde natürlich auf allerhöchste Qualität.
Qualität, das hieß damals auch eines: Die Schuhe mussten aus Leder sein. Leder – das ‚Naturprodukt‘. Es stand für Langlebigkeit, Atmungsaktivität und eine gute Verarbeitung. Darüber hinaus waren Lederschuhe kostspielig und zeugten davon, dass man für oben genannte Attribute auch etwas mehr Geld auszugeben bereit war (und uns Kindern was gönnen wollte : ) ).
Doch wofür steht Leder eigentlich?
Dieser Anspruch an den Schuh hat sich lange in meinen Kopf gebrannt – und auch auf andere Dinge, wie Taschen oder Jacken übertragen. Auch ich war über Jahre hinweg davon überzeugt: Wenn ich mir etwas aus Leder kaufe, dann gönne ich mir etwas Gutes.
Doch leider ist das (heute) ein Trugschluss. Und Gründe dafür gibt es so einige.
1. Für Leder leiden Tiere.
Leder ist die Haut von Tieren. Was lapidar klingt, ist es leider nicht. Leder bedeutet nämlich genauso Tierleid. Dies hat mir 2013 eine Dokumentation von 37 Grad vor Augen geführt. Es sei gesagt: Die Doku ist nichts für schwache Nerven, zeigt sie, wie krass es in Gerbereien und ‚Leder-Fabriken‘ so zu geht.
Wie flächendeckend dieses Bild ist, kann ich nicht beurteilen. Es mag sein, dass es Gerbereien gibt, die anders mit ihren Tieren umgehen. Meine persönliche Einschätzung ist allerdings: Diese Bedingungen sind leider die Regel und nicht die Ausnahme. Den Grund hierfür liest du in Punkt 3.
Und ich frage mich damals wie heute: Wie hast du denn gedacht, entsteht Leder?
„Ohne Tierleid“, könnte die naive Antwort lauten. „Vielleicht ist es einfach ein Abfallprodukt der Fleischindustrie?!“
Nein – diese Naivität habe ich heute abgelegt.
2. Für Leder leiden Menschen.
Neben dem Tierleid zeigt der Beitrag von 37 Grad auch: Für Leder leiden nicht nur Tiere, sondern auch Menschen. Denn der Gerbungsprozess ist durchsetzt von Chemikalien. Die Arbeiter in Pakistan stehen in dieser Chemiebrühe, sie wird ins Ab- und Trinkwasser gespült, ganze Regionen sind von der Verseuchung betroffen.
Und der Lohn? Zum Hungern. Wortwörtlich.
Es ist wie so oft: Menschen arbeiten unter unwürdigen Bedingungen, setzen ihre Gesundheit auf’s Spiel und erhalten dafür fast nichts.
3. Leder ist ein Billigprodukt.
Doch warum herrschen diese Bedingungen? Tja. Weil Leder nicht mehr das teure ‚Qualitätsprodukt‘ ist, das es vielleicht mal war. Wenn Ketten günstige Lederprodukte anbieten können, muss man sich einfach fragen: Wie kann das gehen?!
Ein kleines Beispiel: Ein recht kleines Stück Leder – sagen wir eine DIN A4 Seite – kostet ca. 8 Euro. Hieraus lässt sich gerade mal ein Schuh fertigen (wenn überhaupt). Rechnen wir also mit 2 DIN A4 Seiten Leder für ca. 16 Euro. Hinzu kommen noch Dinge wie Sohle, Innenfutter und Co. Eine große Textilkette bietet Lederschuhe für schlappe 39,99 Euro an. What? Das kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen.
Die andere Seite der Medaille: Gewinn und Provision. Wie häufig in der Textilindustrie gilt auch hier: Margen und Umsatz werden für Händler, Marken und Handelsagenturen hoch angesetzt. Wenn also ein Lederartikel nicht unschlagbar günstig ist, ist noch nicht gesagt, wie die Herstellung vonstatten ging.
Vegane Schuhe – die gute Alternative.
Doch es gibt sie. Die gute Alternative: Vegane Schuhe. Doch was bedeutet das eigentlich?
Im Kern heisst das, das bei der Herstellung von Schuhen keinerlei tierische Produkte genutzt wurden. Das betrifft natürlich Leder und ebenso Dinge wie Wolle, Fell oder tierische Bestandteile in Kleber und Co. Eingesetzt werden stattdessen Kunststoffmaterialien, Hanf, Baumwolle, Leinen und vieles mehr.
Und für diese Alternative gilt: Vegane Schuhe sind heute nicht mehr das, was sie einmal waren. Man könnte sagen, die Attribute, die damals als ich klein war für Lederschuhe galten, gelten heute allemal für Schuhe aus alternativen Materialien.
Langlebigkeit.
Vegane Schuhe halten heute genauso lang wie Lederschuhe. Die Fertigung findet in Europa statt und die Qualitätsstandards sind sehr hoch. Wie uns unser Partner-Label Will’s Vegan Shoes schildert, werden die Fabriken in Portugal mehrmals pro Jahr besucht, um den Fertigungsprozess zu überprüfen.
Atmungsaktivität.
Das Vorurteil mit dem Kunststoffschuhe am häufigsten zu kämpfen haben, lautet: Durch das künstliche Material ist die Atmungsaktivität nicht gewahrt; man schwitzt schneller in den Schuhen und der Komfort lässt zu wünschen übrig.
Das stimmt nicht. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, auch Kunststoff atmungsaktiv zu halten. Gore-Tex ist das beste Beispiel. Hier werden beste Eigenschaften künstlicher Materialien in einem Schuh gebündelt: Er ist winddicht, wasserdicht und atmungsaktiv zugleich – Attribute, die ein Lederschuh nicht ohne Weiteres aufweisen kann.
Genau diese Eigenschaften nutzen auch viele Hersteller veganer Schuhe für sich – wie zB Will’s Vegan Shoes. Und damit nicht genug: Das Label aus London forscht gerade an mineralölfreien Alternativen, was der Nachhaltigkeit zu Gute kommt.
Qualität.
Die Qualitätsstandards veganer Schuhe sind hoch. Es gibt viele high-end-Schuhe, die in Portugal oder Italien gefertigt werden – wie zB von Avesu und Noah. Die Labels haben sich selbst hohe Standards in Sachen Nachhaltigkeit, Materialauswahl, Fairness und Qualität gesetzt, die sie natürlich bei ihren Produktionsstätten initiieren und überprüfen.
Hinzu kommt, dass die Labels die Fertigung von Schuhen als Handwerk verstehen – und die Fertigung dementsprechend aufbauen. Wie bei Kleidung auch, nimmt die Schuhproduktion Zeit in Anspruch. Die vorgestellten Labels nehmen sich diese, um ihren Kunden Produkte zu liefern, die sie aufgrund von Herstellung, Material und eben Qualität mit gutem Gefühl kaufen können.
Design.
In Sachen Design stehen vegane Alternativen Lederschuhen in nichts nach. Auf den ersten Blick fällt nicht auf, aus welchem Material bspw. Kunstlederschuhe gefertigt sind – sie sehen einfach aus wie Leder. Und auch Schuhe aus Baumwolle, Hanf oder Leinen sind echte Hingucker.
Auch beim Schuh gilt: time to make it slow.
Ich gebe zu, die Moralkeule schwingt in diesem Post mit. Und ohne dich auf den ‚rechten Weg des Veganismus‘ führen zu wollen, will ich Alternativen aufzeigen.
Leider ist es beim Konsum nicht immer einfach, die richtigen Entscheidungen zu treffen. So wie bei mir, als ich mir ein teures Lederprodukt kaufte und diesen Preis mit Qualität und guten Herstellungsbedingungen gleichsetzte.
Heute hinterfrage ich meine Kaufentscheidung viel mehr als damals – und ich muss sagen, es macht Spaß. Denn die Hersteller, bei denen ich heute kaufe, setzen sich ebenfalls mit ihrem Produkt und der Herstellung auseinander. Marge und Umsatz sind bei ihnen zweitrangig; Fairness und Eco ihnen hoch im Kurs; und das Design bleibt dabei nicht auf der Strecke. All das schätze ich sehr.
Mach dir selbst ein Bild von den Alternativen – zB auf Avocadostore, bei Utopia oder bei uns in Store und Shop. Du wirst feststellen, die Alternativen haben einiges zu bieten. It’s time to make it slow.